Saturday, November 6, 2010

Rückblick auf China

Wie die Chinesen leben und unter welchen Bedingungen wissen wir hauptsächlich aus dem Reiseführer oder Wikipedia (Landflucht, 2 Klassensystem zwischen Stadtbewohner (mit Sozialversicherung) und Landbewohner (ohne Sozialversicherung), Zensur, 1 Kindpolitik etc.
Unsere Eindrücke belaufen sich natürlich „nur“ auf das Wahrgenommene und Erlebte:
Wir trafen immer wieder Chinesen, die uns halfen, wurden ehrlich und freundlich behandelt und hatten keine Unwägsamkeiten (nur einmal lief ein junger Mann ein englisches Schimpfwort sagend an uns vorbei).
Jinghong: ein gutes Beispiel für den sogenannten "Wachstum": Die ganze Stadt scheint wie neu. Die Trottoires, die Häuser und all die Hotels (wobei man hier schon einen burmesischen Einfluss deutlich merkt).
Wohnhaus oder Knast?

Mal eine Abwechslung in der Dachverzierung

Überhaupt: in China wird gebaut, gebaut, gebaut und gebaut. Vor allem Hochhäuser en masse, ganze Stadtteile entstehen. Aber wir haben auch leere Baustellen gesehen und alte leere Häuser (die noch gut bewohnbar wären) und daneben bauen sie neue, im gleichen Stil. Wie ist das zu verstehen?
Bauboom

Regenbogensiedlung ohne Farben

Ist das das chinesische Wirtschaftswachstum, produzieren, produzieren, produzieren? Uns ist aufgefallen (und es wurde von 2 Velofahrern, die eine andere Route gemacht haben, bestätigt), dass jeder Quadratzentimeter bewirtschaftet ist, sowohl in grossen Flächen oder auch für 5 Salatköpfe im Dorf zwischen Strasse und Haus. Terrassierungen sieht man überall, wo es Hügelig ist, selbst auf steilsten Hängen. Vielleicht ist das der Grund, dass die Chinesen gut ernährt sind und wir keine hungernden Menschen gesehen haben. 
Maisgarben

Gewächshäuser Kilometerweit

China an sich zeigt sich uns im Phänomen der Wiederholung und der Masse: Anzahl der Menschen, architektonisch (die immer ähnliche Bauweise der Häuser), der Verkaufsstände und der Verkaufsgegenstände. Vielleicht ist es eine Sache der kommunistischen Organisation oder eine chinesische Ureigenart? Wir haben uns schon gefragt, wie die Wirtschaft funktioniert: es gibt in einer Strasse z.B. 20 Geschäfte, die alle das Gleiche (wir übertreiben wirklich nicht) verkaufen. Wo sind all die Kunden? Läuft das über Beziehungen? All die Einkaufszentren, Basare und Strassenläden vermitteln den Eindruck, dass Chinesen gerne verkaufen und kaufen. Die Produktionsbedingungen all der Kleider, Schuhe, Computer etc. wurden uns natürlich nicht ersichtlich. Anhand der Qualität der Dinge scheint der Schwerpunkt nicht auf Nachhaltigkeit zu liegen. Auf den Häusern sieht man zwar viel Solarpanels für Warmwasserspeicher, aber wie lange die funktionieren werden? Wir sahen ein grosses Gebiet, wo viele neue Bäume gepflanzt wurden und freuten uns schon am Gedanken der Wiederaufforstung, bis wir gesehen haben, dass es alles Gummibäume sind (wieder ein Phänomen der Massenproduktion).
In Beijing und Hongkong gab es eine kleine Ecke im Supermarkt mit biologischen Getreide und Bohnen, also gibt es irgendwo in China auch eine „gesunde“ Ecke.
Trotz der anderen Qualitätsstandarts steckt hinter dem Meisten wirklich noch Handarbeit, sei es dass der Müll auf der Strasse mit der Zange aufgelesen wird, dass Platten mit der Handsäge auf der Baustelle zugeschnitten werden, dass Kisten verladen werden und vor allem in der Landwirtschaft. Maschinen werden kaum eingesetzt, wenn es sie überhaupt vorhanden sind. Postversand sind grösstenteils auch Busfahrer. Es wird immer wieder mal angehalten, um irgendwelche Päckchen ein- oder abzuladen:
Kückentransport im öffentlichen Bus
Im Laderaum die Kücken, oben die "Hühner"

Was uns an China nicht gefallen hat: das Spucken (wir hatten gehofft, nicht getroffen zu werden, aber wir haben es nicht geschafft, ohne dass uns jemand auf die Schuhe gespuckt hat), die Selbstverständlichkeit in Bezug auf Lautstärke (man kann meinen, es gibt eine Olympiade darin, „wer am lautesten ist, gewinnt“) und die schlechte Luft in den Städten.
Die Vielseitigkeit der Landschaft, die einfache Lebensweise und das praktische, handwerkliche Geschick nehmen wir als wunderschöne Erinnerungen mit.
Nun werden wir morgen mit dem Schiff den Mekong nach Thailand hinabfahren.

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