Monday, September 27, 2010

Beijing

China...ist so anders. Während man in Russland ab und zu an einem Dorf mit seinen blauen Fensterläden vorbeigefahren ist, merkt man deutlich, dass China bewohnt ist. Es scheint, als ob jede mögliche Fläche zur Bewirtschaftung ausgenützt wird. Grossflächig wird im Norden vor allem Mais und Kürbis angebaut, so weit das Auge schauen kann. Und glaubt uns, das Auge kann in dort sehr sehr weit schauen, so flach ist es dort. Und dann fährt der Zug plötzlich an einer ganzen Reihe gleicher Hochhäuser vorbei und man denkt: jetzt kommt eine grosse Stadt und der Zug haltet hier. Tja, dem ist dann nicht so, denn Städte unter 1 Million Einwohner zählen gar nicht als Stadt...das ist unglaublich und etwas unheimlich. Aber dann kamen wir in Beijing am morgen an und liefen die 8 Kilometer zu unserem Hostel durch die Stadt und fragten uns: wo sind denn nun all die Millionen?

Blick von unserem Zimmer aus
Beijing's Charakter ist geprägt durch seine vielen Hutongs. Das sind einzelne Quartiere/Stadtviertel, die in sich wiederum ganz viele Courtyards haben, 1 Stöckige Häuser mit unterschiedlich grossen Innenhöfen, die mit Mauern zur Strasse hin umfasst sind. Dadurch gibt es unendlich viele Mauern in Beijing, aber die einzelnen Hutongs wirken wie Dörfer, wo sich an bestimmten Ecken das Leben abspielt mit Lädeli, Wäscherei, Coiffeur, Apotheke etc. Dafür trocknet 2 Ecken weiter die Wäsche still vor sich hin. Beijing ist trotz seinem Smog sehr grün und hat im Zentrum kaum Hochhäuser.
Verstanden wir in Russland schon wenig, so sind wir in China gänzlich aufgeschmissen. Glücklicherweise haben sie die gleichen Zahlen wie sie, das ist schon sehr hilfreich. Aber weder Busfahrpläne noch Packungsaufschriften können wir lesen. Da hilft nur noch Körpersprache. Das finden die Chinesinnen meistens sehr lustig, wir wissen leider nicht warum, aber wir lachen gerne mit. Das ist doch auffällig: so ernst die Russen einem begegnen, so oft werden wir hier angelächelt. Wir fallen aber auch auf wie eine Banane im Ameisenhaufen.









Wo müssen wir aussteigen?
Was wohl da drin ist?
Friche Fische

Beijing Park

Was wäre Beijing ohne einen Pekinesen?

Wo ist der Fahrer

Huhn im Lotusblatt

Chinesische Telefonzelle

Friday, September 24, 2010

Transsibirische Eisenbahn



Nun kurz etwas zur Transsibirischen Eisenbahn: Die ursprüngliche Route verläuft von Moskau nach Wladivostok, am südöstlichsten Zipfel von Russland. Das sind 9500 Kilometer und benötigt 7 Tage durchgehende Fahrt. Es gibt 1., 2. und 3- Klasse Wagen, also Abteile mit 2, 4 oder 6 Schlafplätzen. Jeder Wagon hat eine "Concierge", eine Person (meistens in chiquer Uniform), die für den Wagon zuständig ist. Es gibt einen Boiler mit heissem Wasser, wo man sich immer etwas holen konnte für Tee oder Cafe, sehr praktisch! Wir hatten immer Glück mit unseren Nachbarn im Abteil, sie waren immer nett und dadurch, dass sie kein Englisch sprachen, konnten wir etwas Russisch lernen über Körpersprache und Zeichen. So ist die Zeit wirklich wie im Fluge vergangen. Von Moskau nach Irkutsk: 4 Nächte, 3 Tage. Von Irkutsk nach Beijing 3 Tage und 3 Nächte. Wie sich die Landschaft verändert hat: von waldig und Felder über ewige Weite der Steppe mit den wilden Rösser und die chinesische Unendlichkeit der Maisfelder.

Hinter dem Baikalsee in Ulan Ude gibt es eine Abzweigung in die Monglolei und weiter nach Beijing, die sogenannte mongolische Route. Dann gibt es noch die mandschurische Route durch die Mandschurei. Man kommt von Russland direkt nach China. Was heisst direkt: in Sabaikalsk, der russischen Grenzstadt müssen alle den Zug verlassen und dann heisst es warten und warten und warten. Der Zug ist weggefahren und man fragt sich, ob er wohl je wiederkommt... Es wird zwar alles über Lautsprecher angekündigt, aber wir verstehen ja kein Wort. Wir erinnern uns an eine Dokumentation, in der gezeigt wurde, dass das Untergestell des Zuges ausgetauscht wird. Tatsächlich werdn in einer Halle die "Räder" gewechselt, da die chinesischen Gleise eine andere Spurweite haben als die russischen. Und das Auswechseln bei 16 Wagons dauert eben. Wieder im Zug drinnen, gibt es die Passkontrolle und uns wurde noch nie so genau ins Gesicht geschaut wie da. Aber alles ging gut und der Zug rollt weiter nach China, wo die Pruzedur mit Zoll und Passkontrolle sich wiederholte. Danach schnurrte der Zug nur noch so sanft vor sich hin. Lukas hat das sehr genossen, ich habe das rhythmische tttdm-tttdm-tttdm schon etwas vermisst.

Tatsächlich: ein Dackel und der noch mit Windel!

Lecker Omul (Fisch aus dem Baikal)



Es gab noch ein schönes Erlebnis. Als wir in Ulan Ude kurz auf dem Bahnsteig waren, sprach uns eine Frau an, ob wir 3 Dokumente (Geburtsurkunde und anderes) mit nach Shenyang (eine Stadt in China) nehmen könnten, denn ihr Bruder würde diese zum Studieren brauchen. Er würde dort am Bahnhof stehen und sie abholen. Auf dem Umschlag stand eine Telefonnummer und der Name des Bruders. Zunächst waren wir unsicher, hatten wir doch ein paar Geschichten über die Schmuggelei zwischen Russland und China gehört. Aber wir dachten dann, dass an einer originalen Geburtsurkunde ja nichts schlimmes ist und die Frau grosses Vertrauen in uns hat. So nahmen wir die Dokumente und zurück im Zug kamen uns noch Fragen. Wo ist dieses Shenzen, wann kommen wir dort an, woran erkennen wir den Bruder, was machen wir, wenn wir ihn nicht finden? Aber alle unsere Befürchtungen waren umsonst. Wir lernten den russischen Fahrplan lesen, und am besagten Bahnhof wartete exakt vor unserer Wagontür ein Mann der gleich auf uns zu kam und sich mit einer Tüte voller Täfeli (Bonbons) und Wasser bedankte. Ist doch toll, wie die Welt so funktioniert, oder?

Tuesday, September 21, 2010

Baikal

Auf unserer Reise bewegen wir uns zurzeit zwischen dem wirtschaftlich aufstrebendem Irkutsk (die Stadt hat trotzdem noch viel Charme) und dem riesigen, von wilder Natur umgebenen Baikalsee. Den Baikalsee empfanden wir als univesellen Lebensquell...er wirkte auf uns heilend, mächtig und für die Ewigkeit erschaffen.


Er ist etwa 600Km lang, ca 1700m tief und birgt 1/5 des weltweiten Süsswasser-Vorkommens. Er hat über 300 Zuflüsse abe nur einen Abfluss (die Angara an der auch Irkutsk liegt). Im September beträgt die Wassertemperatur etwa 8-10 Grad...man badet darin nur kurz. Wir haben dort während unserer 7 Wandertage Interessantes erlebt: Nebst Sturm, Schnee und den vielfarbigen sonnigen Herbsttagen hatten wir auch interessante Begegnungen; z.B luden uns der technische Direktor von "General Motors Irkutsk" und seine Frau spontan zum Chai und anschliessenden Grill Pic-Nic ein. Mit einem Test-Geländewagen waren diese Beiden am Ufer des Baikalsees, halb im Wasser, an diesen sonst für Fahrzeuge unzugänglichen Ort gelangt. Mit Händen und Füssen kamen wir ins Gespräch...über Autos, Religion und die Liebe...und jedesmal wenn wir Verständigungsprobleme hatten, rief der Direktor seinen in Moskau verweilenden deutsch-russischen Freund an, der dann übersetzen musste. Wir lernten auch die traditionelle russische Vodka-Kultur kennen: mit dem rechten Ringfinger tippt man in den Becher und segnet anschliessend Erde, Luft und auch die Freunde, indem man ihre Stirn berührt.





Entweder wir hatten stets Glück oder aber die meisten Russen sind warmherzige, offene und interessierte Menschen. Wir haben uns in Russland, besonders in Sibirien, sehr wohl gefühlt, ja sogar seelische Zugehörigkeit empfunden.
Wir sind gespannt, wie es uns in China ergehen wird.

Thursday, September 16, 2010

Transsibirische Eisenbahn bis Irkutsk


Entgegengesetzt unserer Vorstellung war der Zug Nr. 20 Moskau-Peking ziemlich neu, aber sehr schlau konstruiert. Es gab sehr wenig Touristen im ganzen Zug und daher teilten wir das Abteil mit einer Frau und einem Russen, wie man ihn sich typischer nicht vorstellen kann. Er führte uns auch in die russische Tradition des Vodkatrinkens und Fisch essens ein und dank seiner Geduld lernten wir einige Brocken Russisch. Die Kommunikation verlief hauptsächlich über Gestik und Zeichnen. Der Dackel mit seiner Windel war allerdings universal zu verstehen.
Die Fahrt dauerte 4 Nächte und 3 Tage ohne Unterbruch. Das hört sich jetzt vielleicht lange an, aber die Zeit ist ganz schnell vergangen. Viel verläuft die Strecke durch lichte Wälder und man bekommt ab und an einen freien Blick auf die unendlich grossen Felder und die Dörfer. Die Häuser haben meist eine einfache Verzierung um die Fenster und Türen, manchmal farbig (meist Blau) angemalt. Eigentlich jedes Haus hat einen Garten und man sieht auch immer wieder viele Menschen den Garten pflegen, vor allem Gemüse, aber auch Blumen. Nur wenn man sich einer Stadt nähert, kommen die Hochhäuser ins Blickfeld, mal alt, mal neu. Der Zug machte immer wieder Halt an Bahnhöfen, wo man von den Babuschkas oder vom Kiosk Essen und Trinken besorgen konnte. Wir durchfuhren 5 Zeitzonen. Das heisst, Moskau liegt schon 2 Stunden vor der Schweiz und Deutschland und in Irkutsk stehen wir 7 Stunden früher als Ihr auf. Wir sind ja schon in Asien, wenngleich es sich für uns noch gar nicht so anfühlt.
 


Das Stadtbild von Irkutsk ist sehr abwechslungsreich. Es gibt noch viele alte Holzhäuser um das Zentrum herum. Im Zentrum selbst sind einige restauriert (wie das der Touristeninformation oben), während man auch einige sieht, die recht bedürftig aussehen. Gleichzeitig sieht man den wirtschaftlichen Aufschwung an den vielen Neubauten, die in Entstehung sind. So sieht man in Irkutsk viel Altes neben Neuem und manchmal ist es ein starker Kontrast. Es ist die erste Millionenstadt, in der wir einen Wasserbrunnen sehen, der rege benutzt wird, da längst nicht alle Häuser fliessend Wasser haben.


Wir gewöhnen uns immer mehr an die russische Lebensweise und habe auch nicht mehr so Hemmungen beim Einkaufen und Verhandeln. Morgen fahren wir an den Baikalsee ein paar Tage wandern.

Friday, September 3, 2010

Sankt Petersburg und Moskau

Mit dem Bus kamen wir ohne Komplikationen über die finnisch-russische Grenze und erreichten am Abend Sankt Petersburg. Das Hostel hatten wir schon von Finnland aus gebucht, denn unser grünes Stoffpalästchen hätten wir hier nicht aufstellen können. Glücklicherweise lag es unweit der Bushaltestelle an der Hauptstrasse, so dass wir nicht weit zu laufen hatten. Denn man muss sich ab jetzt vorstellen, dass man Strassenschilder nicht mehr einfach lesen kann. Auf einmal waren wir analphabeten, lediglich die Zahlen blieben die gleichen. Mit etwas Ausdauer und Vergleichen lernten wir mit der Zeit einige kyrillische Buchstaben. Ein günstiges Zugticket zu bekommen war hingegen für uns eine unüberwindbare Hürde: am Bahnhofschalter wird kein Englisch gesprochen, wir hingegen kein Russisch und so bekamen wir nur Preise für die 1. Klasse. Glücklicherweise trafen wir einen jungen Menschen von der mobilen Touristeninformation, der mit uns an den Schalter kam und übersetzte.


Sankt Petersburg hat ein reichhaltiges Kunst- und Kulturleben. Der Besuch der Eremitage und des Russischen Museums waren für Alexandra sehr interessant und für Lukas so beruhigend, dass er danach früh schlafen gehen musste...
Für uns ist es die erste Begegnung mit dem östlichen Teil der Welt. Nicht nur die Bilder, Bauten und goldenen Kuppeln sind Zeugen der Eleganz dieser Menschen. Wenn auch in moderner Form, so ist diese Eleganz bis heute noch vorhanden: z.B. in den Verzierungen von Löffeln, der aufrechten Körperhaltung und auch in all den hochhackigen Schuhen, mit denen die Frauen umherlaufen. Vieles am Stadtbild ist alt, aber sie wird immer sauber gehalten.

Trotz ihrer Schönheit ist die Luft durch all die Autos nicht sehr angenehm, weshalb wir bald nach Moskau weiter zogen. Wir schafften es, in den richtigen Zug einzusteigen und hatten unsere Plätze im Grossraumabteil. Viele Russen haben eine ganz unkomplizierte Art miteinander in Kontakt zu kommen und wir bedauerten es sehr, kein Russisch zu können.
In Moskau haben wir uns nur kurz aufgehalten. Der Kreml war wegen einer Veranstaltung geschlossen, so unternahmen wir vor allem einen langen Stadtrundgang.

Moskau fanden wir nicht besonders schön, alles ist etwas stressiger: die Menschen laufen schneller und das Verkehrsverhalten unterscheidet sich hingegen deutlich von Skandinavien. Ging man dort bei Rot nie über die Strasse, so muss man hier eher selbst zusehen, wie man heil rüber kommt, egal ob bei Rot oder Grün...