Nun kurz etwas zur Transsibirischen Eisenbahn: Die ursprüngliche Route verläuft von Moskau nach Wladivostok, am südöstlichsten Zipfel von Russland. Das sind 9500 Kilometer und benötigt 7 Tage durchgehende Fahrt. Es gibt 1., 2. und 3- Klasse Wagen, also Abteile mit 2, 4 oder 6 Schlafplätzen. Jeder Wagon hat eine "Concierge", eine Person (meistens in chiquer Uniform), die für den Wagon zuständig ist. Es gibt einen Boiler mit heissem Wasser, wo man sich immer etwas holen konnte für Tee oder Cafe, sehr praktisch! Wir hatten immer Glück mit unseren Nachbarn im Abteil, sie waren immer nett und dadurch, dass sie kein Englisch sprachen, konnten wir etwas Russisch lernen über Körpersprache und Zeichen. So ist die Zeit wirklich wie im Fluge vergangen. Von Moskau nach Irkutsk: 4 Nächte, 3 Tage. Von Irkutsk nach Beijing 3 Tage und 3 Nächte. Wie sich die Landschaft verändert hat: von waldig und Felder über ewige Weite der Steppe mit den wilden Rösser und die chinesische Unendlichkeit der Maisfelder.
Hinter dem Baikalsee in Ulan Ude gibt es eine Abzweigung in die Monglolei und weiter nach Beijing, die sogenannte mongolische Route. Dann gibt es noch die mandschurische Route durch die Mandschurei. Man kommt von Russland direkt nach China. Was heisst direkt: in Sabaikalsk, der russischen Grenzstadt müssen alle den Zug verlassen und dann heisst es warten und warten und warten. Der Zug ist weggefahren und man fragt sich, ob er wohl je wiederkommt... Es wird zwar alles über Lautsprecher angekündigt, aber wir verstehen ja kein Wort. Wir erinnern uns an eine Dokumentation, in der gezeigt wurde, dass das Untergestell des Zuges ausgetauscht wird. Tatsächlich werdn in einer Halle die "Räder" gewechselt, da die chinesischen Gleise eine andere Spurweite haben als die russischen. Und das Auswechseln bei 16 Wagons dauert eben. Wieder im Zug drinnen, gibt es die Passkontrolle und uns wurde noch nie so genau ins Gesicht geschaut wie da. Aber alles ging gut und der Zug rollt weiter nach China, wo die Pruzedur mit Zoll und Passkontrolle sich wiederholte. Danach schnurrte der Zug nur noch so sanft vor sich hin. Lukas hat das sehr genossen, ich habe das rhythmische tttdm-tttdm-tttdm schon etwas vermisst.
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Tatsächlich: ein Dackel und der noch mit Windel! |
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Lecker Omul (Fisch aus dem Baikal) |
Es gab noch ein schönes Erlebnis. Als wir in Ulan Ude kurz auf dem Bahnsteig waren, sprach uns eine Frau an, ob wir 3 Dokumente (Geburtsurkunde und anderes) mit nach Shenyang (eine Stadt in China) nehmen könnten, denn ihr Bruder würde diese zum Studieren brauchen. Er würde dort am Bahnhof stehen und sie abholen. Auf dem Umschlag stand eine Telefonnummer und der Name des Bruders. Zunächst waren wir unsicher, hatten wir doch ein paar Geschichten über die Schmuggelei zwischen Russland und China gehört. Aber wir dachten dann, dass an einer originalen Geburtsurkunde ja nichts schlimmes ist und die Frau grosses Vertrauen in uns hat. So nahmen wir die Dokumente und zurück im Zug kamen uns noch Fragen. Wo ist dieses Shenzen, wann kommen wir dort an, woran erkennen wir den Bruder, was machen wir, wenn wir ihn nicht finden? Aber alle unsere Befürchtungen waren umsonst. Wir lernten den russischen Fahrplan lesen, und am besagten Bahnhof wartete exakt vor unserer Wagontür ein Mann der gleich auf uns zu kam und sich mit einer Tüte voller Täfeli (Bonbons) und Wasser bedankte. Ist doch toll, wie die Welt so funktioniert, oder?