herumzigeunern
Saturday, April 2, 2011
Surfen in Raglan
Unsere letzte Woche wollten wir im Surf-Mekka von Neuseeland verbringen: Raglan, an der Westküste 2 Stunden südlich von Auckland (ja, wir sind wirklich weit gekommen...). Surf-Mekka wegen seiner bekannten Point-breaks Manu Bay und Whale Bay. Point-break heisst, dass die Wellen sich aufgrund der Landzunge schön rollend brechen und man dann super auf ihnen surfen kann. Dort surfen können allerdings nur die Profis, denn die Steinküste ist grad nebendran. Aber ihnen zuzuschauen ist auch schon super.
Wir waren halt am Anfängerstrand: gross, sandig und ungefährlich und es gab viel Weisswasser für unsere riesigen Bretter, so dass wir schon am ersten Surftag vom wunderbaren Gefühl des "ich hab's geschafft, ich stehe" beflügelt wurden.
So kämpften wir uns täglich mehere Stunden durch die Strömung und waren vom Ehrgeiz gepackt, auch mal auf kleineren Brettern zu stehen. Man kann sich das ungefähr so vorstellen: Ein gutes Frühstück ist ein MUSS, alles packen, dann mit dem ziemlich alten Auto ab zum Strand, hinein in die noch nassen und kalten Neoprenanzüge und das Brett zum Strand runtergetragen und ab ins Wasser. Man will so weit wie möglich hinaus aufs Meer, damit man möglichst eine Welle erwischt und nicht nur das schon gebrochene Weisswasser. Aber es ist ein harter Kampf: manchmal kommt eine Welle mit solch einer Wucht, dass man wieder 5 Meter zurückgedrückt wurde und die Strömung zieht einen innert Sekunden um Meter den Strand hinab (es gab mir eine kleine Vorstellung davon, wieviel Kraft ein Tsunami hat). Hut ab vor der Gewalt des Wassers. Na, und dann kommt eine Welle, die will man nehmen, und dann paddelt und paddelt und paddelt man wie ein Mühlrad und dann....JA... SURF...manchmal gelingt es einem tatsächlich, schnell aufzustehen und vom Wasser geschoben zu werden. Ein sehr erfreuliches Gefühl. Nur geht meistens etwas schief: die Welle hat nicht genug Power, man liegt schon schräg auf dem Brett oder bekommt es nicht richtig zu fassen, rutscht aus, findet die Balance nicht oder hat einfach alle Kraft für die Strömung verbraucht. Das ist das reale Leben eines Anfängersurfers. Die Welt wäre doch um einiges Lustiger, wenn man in den Hochglanzmagazinen nicht nur die Supersurfer in den "Tubes" mit ihren "jumps" zeigen würde, sondern all die lustigen Gesichter und Momentaufnahmen, wenn es eben gerade nicht so cool läuft. Klick.
Am windigen Tag entschlossen wir uns kurzerhand für eine Kajaktour zu einem Wasserfall und den schönen Pfannkuchen-Felsen. Dann allerdings rannte uns die Zeit plötzlich einfach davon und wir sollten eigentlich schon abgeflogen sein...Und wenn so ein richtiges Surfer-Herz schlägt, dann verschiebt es den Flug auf die letzte Möglichkeit, auch wenn es nur für 4 Tage ist.
Ja, jetzt ist die Zeit um und wir fliegen in die Schweiz zurück. Ist wirklich schon fast ein Jahr seit unserer Abreise vergangen? Doch, wir können sagen, wir haben unsere Reise wirklich sehr genossen. Es ist wie bei einem Fest: man soll gehen, wenn es am schönsten ist, oder?
Thursday, March 3, 2011
Erkundung der Nordinsel NZ
Juhui! Unsere "Verwandschaft", Sivia und Peter, sind für einen Monat nach Neuseeland gekommen. Mit ihnen und der Hilfe eines gemieteten älteren Toyota Corolla haben wir eine Menge an Sehenwürdigkeiten auf der Nordinsel besucht. Angefangen haben wir dort, wo die Erdschicht am durchlässigsten ist...in Rotorua. Schon bei der Anfahrt kam uns ein penetranter Schwefelgeruch entgegen und aus den Gullis von Rotorua sah man Dampf und Rauch aufsteigen. Besonders eindrücklich wird es im Waimangu Volcanic Valley. Bilder sagen hier mehr als Worte...nur Gerüche würden noch mehr sagen...
Weiter ging es Richtung Gisborne, der Stadt wo die Sonne als erstes aufgeht (östlichste Zeitzone) und auch am meisten scheint...was Neuseeland angeht. Kein Wunder kommt der beste Wein aus Neuseeland aus dieser Ecke (Hawke Bay). Unterwegs konnten wir viele Pinienwälder sehen...angepflanzte und abgeholzte. Die Holzwirtschaft, leider eine einzige Monokultur, ist in Neuseeland gross angesiedelt.
Nördlich von Gisborne befindet sich das Maori-Dörfchen Whangara. Whangara ist desshalb bekannt, weil dort der Film "Whale Rider" gedreht wurde; nebst "The Piano" wohl der bekannteste neuseeländische Film. Interessanterweise ist Whangara touristisch überhaupt nicht erschlossen...ein verschlafenes kleines Maori-Dörfchen in einer idyllischen Bucht.
Ein Zwischenhalt in der bekannten Artdeco Stadt Napier war auch auf dem Programm. Napier war 1931 fast vollständig durch ein Erdbeben zerstört worden. Es ist wirklich beeindruckend, dass davon keine Spur mehr zu sehen ist. Fast alle Gebäude sind im gleichen Stil (Artdeco) wieder aufgebaut worden.
Dann ging es weiter Richtung Taupo und Tongariro. Doch vorher haben wir noch einen Tag auf der Mahia Halbinsel ausgespannt, an einem sehr schönen Strand.
Der Tongariro Nationalpark beherbergt eine imposante Vulkanlandschaft, die man auch begehen kann. Wir haben das sehr touristischen Tongariro-Crossing gemieden und stattdessen an der Südwestflanke eine kleine Wanderung zu zwei Kraterseen gemacht.
Danach ging unsere Fahrt weiter nach Coromandel, der grossen Halbinsel östlich von Auckland. Coromandel ist recht karg und zerklüftet. Die dort lebenden Menschen sind sehr direkt und unkompliziert...vielleicht auch etwas zäh, denn immerhin haben sie sich erfolgreich gegen ein Mega Gold-Abbau-Projekt der Regierung gewehrt. Man wollte aufgrund des in der Erde vorhandenen Goldes eine grosse Fläche der Coromandel-Halbinsel schonungslos umgraben.
Wir hatten unsere Unterkunft in der Nähe von Whitianga an der schönen Flax Bay, gleich neben dem Cooks Beach...jawohl, Cook ist auch hier gelandet.
Phänomenal, aber auch ziemlich fleischig, war der Hot Water Beach, wo die Menschenmenge wie wahnsinnig Löcher (Badewannen) in den Sand gegraben hat, um dann darin abzusitzen und das Heisswasserbad zu geniessen. Dies funktioniert weil dort ein unterirdischer heisser Strom unter dem Strand hindurchfliesst. Jenachdem wo man gräbt kann man sich auch verbrennen.
Silvia und Peter haben in Coromandel auch noch den Crazy Creek Train ausprobiert...eine kleine Bush-Eisenbahn von einem "Spinner" gebaut..."Spinner" gibt es auf Coromandel so einige.
Während wir noch eine Woche das wilde Meer am Muriwai Beach genossen haben und unsere ersten Surfversuche machten, haben Silvia und Peter noch das Nordkap bis und mit Cape Reinga erkundet...soll sehr schön sein. In Muriwai gibt es eine Grosse Tölpel Kolonie, die wir mit viel Interesse beobachtet haben. Die Tölpel sind am liebsten da, wo der Wind am stärksten blässt. Sie brüten ein einziges Junges pro Jahr aus. Die Jungvögel ziehen dann unerklärlicherweise für einige Jahre nach Australien (ihr erster Flug ist also ein sehr langer und schwieriger Flug), kommen zur Paarung und zum Brüten jedoch wieder an den Ort ihrer Geburt zurück (nach Neuseeland). Im Winterhalbjahr verlassen die Vögel ihre Kolonie und halten sich irgenwo im Umkreis von einigen hundert Kilometern auf.
Es war ein sehr schöner Reise-Monat zusammen mit Silvia und Peter. Man hätte an jedem Ort auch einen ganzen Monat verbringen können...aber was soll's, Normaltouristen machen Nord-und Südinsel in 3 Wochen...crazy!
Sunday, February 20, 2011
Auckland
Man könnte glatt meinen, in Neuseeland vergeht die Zeit doppelt so schnell wie anderswo. Sind wir wirklich schon einen Monat hier?! Dabei beläuft sich unser Entdeckungsradius in dieser Zeit auf ca. 30-70 KM westlich von Auckland, was zwar Kilometermässig nicht viel ist, dafür jedoch nicht weniger schön und interessant! Freunde von Lukas Eltern haben ein grosses Grundstück am Meer und da geniessen wir die Aussicht und die spannenden Gespräche und das so leckere Essen. Zwischendurch haben wir mitgeholfen, Garten und Treibhäuser in Schwung zu halten und uns immer wieder mit den wildwachsenden, uns oft unbekannten Unkräutern auseinandergesetzt. Bei diesem sub-tropischen Klima sind sie jedoch am nächsten Tag schon fast alle wieder da.
Nach so langer Zeit ohne konkrete Aufgaben (Arbeit) war es eine Wohltat, täglich etwas tun zu können und nicht nur vom Reisen, sondern vom Arbeiten müde zu werden. Wenn die Gezeiten es erlaubt haben, haben wir uns zwischen der Arbeit hin und wieder ein Meeresbad gegönnt.
Wir waren für 6 Tage in den "Waitakere-Ranges" wandern, ein grosses Waldgebiet westlich von Auckland. Der Hillary Trail, für den wir uns entschieden haben, ist nach dem bekannten Bergsteiger Sir Edmund Hillary benannt. Wenn auch nicht in grosse Höhen, so geht es dennoch mehrmals täglich rauf und runter (was die ersten 2 Tage nicht wenig anstrengend war). Dafür ist es sehr abwechslungsreich: Am Flussbett durch den neuseeländischen Wald = "bush", der so dicht bewachsen ist, dass man neben den Wegen fast nicht durchkommt. (Der "bush" ist in Neuseeland noch relativ jung, kaum älter als 100 Jährig, denn früher wurde fast überall raubbau-artig Holz gefällt und noch heute ist Holz eines der wichtigsten Exportgüter Neuseelands).
Dann geht es an der Küste entlang zum Strand hinunter, wieder ins Hinterland hinein etc. Wirklich sehr schön. An einem der Strände (Karekare) wurde der Film "das Piano" gedreht. Als wir an ihm vorbei kamen, wehte ein recht starker Westwind, so dass noch nicht einmal die hier oft gesehenen Surfer zu da waren. Die Westküste von Neuseeland ist oft rauh und macht durch das dunkle Gestein und die dunklen Sandstrände einen recht düsteren Eindruck. Der basalt- und eisenhaltige Sand glitzert in der Sonne und ist deutlich schwerer als heller (normaler) Sand. Das Baden im recht kühlen Wasser der schäumenden Brandung ist nicht ungefährlich und sicher ein unvergessliches Erlebniss...do it or leave it!
Mindestens so gefährlich wie das Baden an der westcoast, ist das Wandern an den unzähligen Flachspflanzen vorbei, denn leicht tritt man mit dem einen Fuss auf eines der langen, sehr zähen Flachsblätter, während man mit dem anderen Fuss am selbigen Blatt anhängt und sich so ein Bein stellt...autsch!
Wednesday, December 29, 2010
Bali - Das etwas andere Indonesien
Bali, die Insel der Götter! Und ein Fest für die Sinne! Auf Java hatten wir ja schon so viele Eindrücke, vorallem von der Armut und vom täglichen Überlebenskampf. Im islamistischen Indonesien ist Bali die hinduistisch geprägte Ausnahme. Daher ist Bali anders, wohlhabender, kulturell entwickelt und schön. Natur ist mit der Götterverehrung und dem Kunsthandwerk vermischt.
Überall gibt es Tempel, Götterstatuen und vor jedem Haus einen kleinen Altar. Mindestens 1 mal täglich wird geopfert, mit Räucherstäbchen, Blumen, kleinen Reisportionen oder symbolhaften Geflechten. Auch wenn uns der genaue Hintergrund nicht bekannt ist, allein der Anblick hatte etwas sehr aufbauendes. Ein bunter Gegensatz zu den urtümlich anmutenden moosbewachsenen Götterstatuen.
Ubud, wo wir uns am längsten aufgehalten haben, ist das Zentrum für Kunsthandwerk: Bambusmöbel, Steinbildhauerei, Silberschmuck, Kleider und viele viele Gegenstände aus Naturmaterialien (Tischsets, Löffel, Dosen, Schachteln etc.). Eine Augenweide...überall gibt es etwas neues zu entdecken und zu bestaunen. Der Grund für diese Vielfältigkeit: Im Jahr ......... flohen viele Künstler von Jakarta nach Bali. Sie fühlten sich durch die Islamisierung in ihrer künstlerischen Freiheit zu stark eingeschränkt.
An zwei Abenden besuchten wir in Ubud die Aufführung von traditionellen balinesischen Tänzen und Musik. Wir fanden dies sehr eindrücklich: Die konstante Körperspannung...die Finger- und Augenbewegungen...das leichte aber völlig statische Lächeln auf dem Mund...eigentlich unbeschreiblich...man muss es erlebt haben. Dazu kam die mächtige Musik, bei der vorallem die kunsvoll geschmiedeten Metallophone dominierten. Die Tonskala dieser Musik ist sehr eigen; etwas zwischen Pentatonik und Naturtonart...auf jeden Fall geeignet, um in eine beeindruckende Götterwelt einzutauchen.
Um die Weihnachtstage herum haben wir noch die der Insel Lombok vorgelagerten "Gilis" besucht. Diese kleinen "Robinson-Inseln" sollten angeblich noch sehr Naturbelassen und urtümlich sein...also kleine Paradiese. Die Realität hat dann aber etwas anders ausgesehen. Um ein Bad im Meer zu nehmen oder zum Schnorcheln muss man zuerst sicher 50 m über spitze Korallen balancieren. Dort angekommen taucht man in ein recht Abfall belastetes, aber doch immer noch türkisblaues Meer ein. Mit etwas Glück sieht man Meeres-Schildkröten.
Auch die Unterkünfte sind auf den Gilis nicht sehr romantisch...entweder teure Luxusklasse oder ungepflegte, etwas billigere Bungalows ohne Meersicht, dafür aber mit Generatoren-Lärm. Also...schnell weiter...Entäuschung vergessen...und vorallem Reiseführern wie Lonelyplanet weniger vertrauen.
Wir wünschen Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!
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